Harmonisch und mit Stil - auch im eigenen Zuhause. Einrichten liegt voll im Trend. Oft passen die Dinge dann jedoch nicht so zusammen, wie man sich das wünscht.
Umso wichtiger ist es, sich vorgängig zu informieren. Denn jeder Wohnraum hat seinen Charme - seine Eigenschaften. Sie erkennen schon: Richtig Einrichten ist eine Kunst. Und unsere Expertin, Andrea Sonnenmoser von Colmore, ist eine wahre Künstlerin, wenn es um das Finden einer stimmungsvollen Balance geht.
Lesen Sie in diesem Ratgeber Tipps und Tricks rund um das Thema Einrichten und Kombinieren mit Stil & System.
Frau Sonnenmoser, was sind für Sie die wichtigsten Elemente in einer gut eingerichteten Wohnung?
Das Zuhause ist unser geschützter Rückzugsort. Darum ist wohnen und wie jeder es für sich ausgestaltet enorm wichtig für das eigene Wohlbefinden. Dimensionen, Stilrichtung und Funktionalität sind in ein harmonisches Ganzes zu verpacken. Dabei spielen insbesondere diese Elemente eine tragende Rolle:
- Licht! Egal welche Stilrichtung, welches Farbkonzept; mit dem richtigen Licht schaffen Sie Stimmung - oder eben nicht. Anzahl und Platzierung der Leuchten, Art der Lampenschirme, Dimmbarkeit und die Lichtfarbe sind hier entscheidend.
- Passende Böden: das Grundrauschen eines Raumes startet unter den Füssen.
- Vorhänge und Teppiche in die Farbwahl und Stilrichtung miteinbeziehen.
- Geeignete Wandfarbe: haben Sie den Mut, Wände UND Decken in einer anderen Farbe zu streichen!
- Raumgegebenheiten ins Wohnkonzept miteinfliessen lassen: eine Dachschräge, hohe Wände, eine Altbauwohnung mit Stuck.
Andrea Sonnenmoser, Inhaberin & Geschäftsführung Colmore Swiss AG
Wichtig ist ein schrittweises Herangehen und gute Planung:
- Zuerst für eine gewisse Zeit im Objekt wohnen. Licht, Stimmung und Raumdimensionen brauchen Zeit, um zu wirken. So vermeidet man vorschnelle Käufe.
- Stellen Sie sich ein "Moodboard" aus verschiedenen Bildern/Objekten zusammen, die Ihnen gefallen.
- Platz: Nehmen Sie unbedingt einen Grundrissplan beim Besuch von Einrichtungshäusern mit.
- Falls die Stilrichtung nicht klar ist, lassen Sie sich beraten. Fehlkäufe sind ärgerlich und vermeidbar.
- Denken Sie nachhaltig: Arbeiten Sie zuhause und brauchen besondere Lichtquellen/Sitzgelegenheiten? Besitzen Sie ein Haustier (integrierte Schutzbeschichtung)?
- Planen Sie besondere Einzelstücke ein, die im Raum wirken sollen.
Was sind Ihre Tipps in Bezug auf die Farbwahl?
Farben sind in der Einrichtung zentral. Dabei spielt die Farbpsychologie eine wichtige Rolle, der (zu) wenig Beachtung geschenkt und die unterschätzt wird. Das gekonnte Kombinieren von Farben ist das eine, deren Wirkung auf unsere Sinne das andere.
Im Bereich Farbkombination gibt es einige ‘Regeln’, die hilfreich sind, aber nicht zwingend. Vor 25 Jahren galt die Kombination von Rot mit Pink als No-Go. Seit ein paar Jahren wird genau diese Kombination gefeiert. Bei Unsicherheit kann ein Farbkreis sehr hilfreich sein - oder direkt eine persönliche Beratung.
Thema Dekoration: Was ist erlaubt?
Erlaubt ist was gefällt und das ist Geschmackssache. Bei viel Dekorationsobjekten schafft man am besten Inseln nach Farben, Themen und Materialien, statt die Deko wahllos in der Wohnung zu verteilen.
Auch DIY-Dekoration finde ich genial - es steckt meist viel Liebe in den selbst gemachten Dingen und macht Spass - erst recht, wenn man Kinder hat, die ebenso Freude daran haben. Das ist Individualität pur.
Ich persönlich mag auch Hingucker die sich harmonisch ins Farbkonzept eingliedern - aber eben doch abheben. Das kann ein Sessel oder sechs Esszimmerstühle in drei verschiedenen Farben sein. Auf jeden Fall wertet es den Raum auf, macht ihn spannend und unterstreicht die Individualität von dessen Bewohnern.
Extravaganza: Wie verleihe ich meinen vier Wänden mehr "Pomp"?
Gold im Dekobereich ist schwer im Trend. Egal ob Gold oder Silber, glänzen muss es und wie Pomp schon sagt, mehr ist mehr.
Trend "Industrial Design" wie bekomme ich das hin?
Die vorherrschenden Materialien vom populären Industrial Look sind Leder, Metall und Holz. Und diese am besten massiv und in der Used-Optik, um das Feeling von Echtheit zu verstärken.
Wie gehe ich mit Räumen mit hohen Decken um?
Räume mit hohen Decken sind wunderbar einzurichten! Mein Tipp: Die Decke dunkler streichen als die Wände. Generell kann mit Farben bei Wand- und Bodenbelägen ein schöner Effekt geschaffen werden.
Eine super Wirkung in hohen Räumen haben auch Hängeleuchten, nah beieinander und versetzt auf verschiedene Höhen gehängt. Der optische Schwerpunkt wird so nach unten verlagert. Hohe Räume dürfen auch gerne flauschig und eher ‘schwerer’ eingerichtet werden. Ein hochfloriger Teppich, Polstergruppe und Sessel aus einem wertigen, schweren Leinenstoff oder Samt. Ganz toll auch ein grossformatiges Bild oder Kunst, welches sich in hohen Räumen besonders gut macht.
Auch raumhohe Vorhänge schaffen Gemütlichkeit. Mein Tipp: Vorhänge sollten den Boden berühren.
Kleine Räume - wie richte ich sie sinnvoll und dennoch gemütlich ein?
Gemütlichkeit ist nicht platzbedingt - im Gegenteil. Aber auch hier gilt, Licht, Licht, Licht. Ganz wichtig bei kleinen Räumen: nicht zu viel Material und regelmässiges Ausmisten und sich über die Raumnutzung Gedanken machen. Hilfreich sind hier auch auf Mass angefertigte Möbel. Das spart Platz.
Optisch sollte bei Möbeln die Höhe statt Breite genutzt werden. Immer passend ist auch ein grosser Spiegel. Ausladende, grosszügige oder gar klobige Möbel sind eher nicht empfehlenswert. Ausser der Raum wird z.B. ausschliesslich als TV-Zimmer genutzt. Da kann dann ein fülliges Sofa mit tollem Couchtisch und entsprechendem Licht harmonisch und gemütlich wirken.
Wie wichtig spielt der Boden mit der Einrichtung eine Rolle?
Eine zentrale. Der Boden gibt das Grundrauschen vor. Im Gegensatz zu Möbeln ist ein Auswechseln des Bodenbelags aufwendig - finanziell und logistisch. Deshalb sollte dieser mit Bedacht gewählt werden. Dabei spielen Funktion und Qualität eine wichtige Rolle.
Der häufig gemachte Fehler bei Bodenbelägen ist, dass man zu viel will – im Wohnzimmer Boden A, in der Küche Boden B, im Badezimmer C. Hier lautet mein Credo: Den Stil des Bodens durchziehen und dasselbe Material in möglichst vielen Räumen übergangsfrei verlegen. Dies verleiht selbst kleinen Wohnungen optisch Weite und wirkt sehr harmonisch.
Wo finden Sie, dürfen Herr und Frau Schweizer mehr Mut in der Einrichtung zeigen?
Die Schweizer sind definitiv mutiger geworden, wie wir täglich erleben. Eine bereits erwähnte Hemmschwelle ist aber tatsächlich die Farbe der Wände.
Wände sind das Kleid der Wohnung. Die Möbel sind der Schmuck. Für meinen Geschmack sehen viele Wohnungen vergleichbar aus. Mut zur wirklichen Individualität, zum Herausstechen aus der Masse - das dürfte noch stärker ausgeprägt sein.
Als "unsichtbares" Dekorationsobjekt spielt auch der Duft eine zentrale Rolle. Es ist sozusagen die Farbe der Geruchssinne. Wichtig ist, auch hier auf Qualität zu achten.
Worauf muss ich bei der Wahl von Teppichen und Vorhängen achten?
Vorhänge sollten immer bis zum Boden reichen und sie die Funktion erfüllen – Tagesvorhang oder Blickdicht?
Immer noch der Renner in Schweizer Wohnzimmern ist die weisse Gardine. Es gibt mittlerweile unglaublich schöne Tagesvorhänge in allen Farben und Stilvarianten.
Mit Teppichen kann insbesondere in grossen Räumen, wo z.B. Essbereich und Wohnzimmer nahtlos ineinander übergehen, eine subtile optische Teilung vorgenommen werden. Sowohl unter Tisch und Stühle als auch die gesamte Sofakombination wird je ein grosser Teppich gelegt. Der häufig gemachte Fehler bei Teppichen ist, dass sie zu klein gewählt werden. Hier lautet mein Motto: Think big. Auch in kleinen Räumen. Es wirkt immer harmonischer, wenn eine Möbelgruppe komplett auf einem Teppich steht statt z.B. nur der Couchtisch.
Fazit
Achten Sie beim Kauf von Einrichtungsgegenständen auf eine stimmige Harmonie. Von Böden, Vorhängen, Farben und Material. Geben Sie sich genügend Zeit, den Charakter der Wohnung und Räume wirken zu lassen. Holen Sie sich Rat, wenn Zweifel bestehen. Eine Zweitmeinung und Aussensicht eines Profis hat schon manchen Fehlkauf verhindert.
Und zum Schluss: Gibt es Gos / No-Gos in der Einrichtung?
Als absolute No-Gos und unvorteilhafte Installationen gelten für mich:
- Kabelsalat
- zu kleine Teppiche
- Vorhänge die 2 Zentimeter über Boden enden
- verstaubtes Glas
- nur eine Lichtquelle
- ein nicht passendes Hundebett
Grundsätzlich gilt: Everything goes, as long as it pleases.
Weitere Inspiration zum Thema Innenausbau & Raumgestaltung, oder der perfekten Lichtplanung finden Sie in unserem Ratgeber.